Einer der letzten Wildflüsse Europas ist die Neretva in Bosnien-Herzegowina. In den vergangenen Jahrtausenden hat sie sich zu einem weltweit einzigartigen Ökosystem entwickelt. Dort leben Tier- und Pflanzenarten, die es nirgendwo sonst gibt. Doch dem "blauen Herz Europas", wie die Neretva auch genannt wird, droht der Kollaps. Politiker und Unternehmer lassen trotz vieler Einwände Wasserkraftwerke in den Fluss bauen, denn sie sehen darin eine Chance auf nachhaltige Energie und das große Geld. Anwohner der Neretva und Wissenschaftler dagegen haben an den Projekten starke Zweifel. Denn der Bau eines Staudamms verändert die Natur für immer. Boban Škrtar lebt wenige Kilometer oberhalb des geplanten Haupt-Dammes im Dorf Ulog. Am Ufer zeigt er, wie stark die Folgen des Dammbaus bereits zu sehen sind: "Alles hier war ein Wald. Er wurde wegen des Damms abgeholzt und man sieht, dass jetzt alles zerstört ist. Früher gab es dort eine Badestelle und einen Zeltplatz, alles ist jetzt für immer weg." Auf der anderen Seite des Staudamms macht sich der österreichische Gewässerökologe Kurt Pinter auf die Suche nach der Weichmaulforelle - einem Fisch, der nur noch hier leben soll. Seine Hoffnung: Wird die Weichmaulforelle in diesem Teil des Flusssystems nachgewiesen, könnte das Gebiet zu einem Nationalpark erklärt werden. "Wenn der Staudamm allerdings seinen Betrieb aufnimmt, wird der Strom des Flusses stark beeinträchtigt", befürchtet Pinter. Die Folge: das Aussterben der gesamten Fischart. Wo heute die Neretva fließt, wäre dann "nur noch Wüste".