Es ist die erste Amtshandlung des neu gewählten Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz: Am Donnerstag empfängt er den rechtskonservativen ungarischen Regierungschef und EU-Ratspräsidenten Viktor Orbán zu einem Arbeitsgespräch im Parlament. Und die Aufregung ist groß. Es sei unerträglich, dass Rosenkranz einen "antidemokratischen, antiwestlichen Politiker" treffe, ärgert sich etwa der SPÖ-Abgeordnete Jörg Leichtfried; andere orten nach dem Wahlsieg der FPÖ überhaupt eine "Diskursverschiebung nach rechts außen". Der ungarische Autokrat im Parlament: Eine gezielte Provokation aus dem rechten Lager oder demokratischer Alltag? Mit wem darf man sprechen, mit wem nicht – und aus welchen Gründen? Was ist wichtiger, gemeinsame Werte oder eine gemeinsame Verhandlungsbasis? Wo verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch? Und ist Moral überhaupt eine politische Kategorie?