Chinas machtpolitische Entwicklung verändert die bisherige Weltordnung. Alte Bündnisse brechen, neue formieren sich. In dieser instabilen Lage drohen neue und gefährliche Konflikte. Die Muskelspiele des neuen geopolitischen Keyplayers China versetzen nicht nur die unmittelbaren Nachbarn in Alarmbereitschaft, sondern sorgen weltweit für Nervosität. Dazu birgt die anhaltende Verletzung der Menschenrechte innerhalb des Landes Konfliktpotenzial. Die Begehrlichkeiten Chinas - ob im indopazifischen Raum, Afrika oder anderswo - tangieren die Interessen der bisherigen Weltmächte und vieler weiterer Staaten unmittelbar. Es geht um Macht und Kontrolle - in der Welt, aber auch über das eigene Volk. China hat in den letzten Jahrzehnten eine wirtschaftliche und militärische Entwicklung durchlaufen, die das Land zu einem zentralen Akteur auf der globalen Bühne gemacht hat. Doch der Aufstieg zur Weltmacht hat seinen Preis. Selbst wenn die chinesische Regierung Teilen der Bevölkerung den versprochenen Wohlstand brachte, soziale Ungleichheit gibt es nach wie vor. Unter den 1,4 Milliarden Menschen wächst die Unzufriedenheit, aber auch die Angst vor totaler Überwachung, Kontrolle und staatlicher Willkür. Immer wieder sorgt Chinas Menschenrechtspolitik für Kritik. Die massive Einschränkung der Meinungsfreiheit durch restriktive Eingriffe ist nur eine Variante von vielen Verstößen gegen international anerkannte Menschenrechte. Chinas großer Philosoph Konfuzius erkannte schon vor 2500 Jahren, wie bedeutend moralische Integrität, die Achtung anderer Menschen und die Harmonie mit dem Weltganzen ist. Was hat sich China davon bewahrt, welche Ambitionen hat China und wie könnte sich die neue Weltordnung verändern? Über diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen: Kristin Shi-Kupfer ist Politikwissenschaftlerin und Professorin für gegenwartsbezogene Sinologie an der Universität Trier. Sie ist Expertin für Chinas Digitalpolitik, Ideologie und Medienpolitik, Zivilgesellschaft und Menschenrechtspolitik. Seit 2019 ist sie Mitglied in der deutsch-chinesischen Arbeitsgruppe zu digitalen Geschäftsmodellen im Rahmen der Plattform Industrie 4.0. Daniel Leese ist Professor für Sinologie an der Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die chinesische Geschichte und Politik, insbesondere des 20. Jahrhunderts, die Geschichte der Kommunistischen Partei sowie des chinesischen Rechtssystems. Thema des aktuellen Forschungsprojekts ist die Frage, wie sich die Kommunistische Partei nach Mao Zedongs Tod mit dem Erbe historischen Unrechts auseinandergesetzt hat. Maximilian Mayer ist Junior-Professor für Internationale Beziehungen und globale Technologiepolitik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Er war Forschungs- und Assistenzprofessor in Ningbo und Shanghai. Seine Forschungsinteressen umfassen unter anderem Infrastrukturen und Technologie in der internationalen Politik sowie Chinas Technologie-, Außen- und Energiepolitik.