MDR
unicato
Kultur, Film + Theater • 17.10.2024 • 00:25 - 01:25
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Originaltitel
unicato - Das Kurzfilmmagazin
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Kultur, Film + Theater
Die Beziehungen zwischen der Literatur und dem Medium Film sind so mannigfaltig und langlebig wie der Film selbst. Seit jeher bilden literarische Texte die Grundlage sowohl für narrative Filme als auch experimentellere Formen. Es existieren viele verschiedene Zwischenräume und Schnittstellen zwischen diesen beiden Künsten: Literaturverfilmungen, Filme über Literatur und Literat:innen, Dokumentarfilme über Autor:innen, Drehbuchadaptionen, Poetryfilme oder einfach Filme über die Liebe zu Büchern - die Beziehung von Film und Literatur ist besonders und einzigartig. Doch man kann den Blick auch umdrehen: Nicht wie entstehen aus Büchern Filme, sondern wie beeinflusst der Film auch das Handwerk der Autorinnen und Autoren? Dabei geht es weniger darum, wie die Geschichten von Filmen wirken, sondern vielmehr darum, wie Filmsprachen und visuelle Inszenierungen das Schreiben beeinflussen. Schreiben wir durch das Schauen von Filmen "filmisch" erzählte Romane? Und: Sind Drehbücher überhaupt Literatur? In der Oktobersendung, die parallel zur Frankfurter Buchmesse ausgestrahlt wird, befasst sich "unicato - Das Kurzfilmmagazin" mit dem weiten Spannungsfeld zwischen Literatur und Film. Dazu besuchen wir auch MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts HA KOMMUNIKATION Kantstraße 71 - 73 04275 Leipzig Postanschrift 04360 Leipzig FON +49.(0)341.300-6478 FAX +49.(0)341.300-6475 www.mdr.de Leipzig, 16.09.2024 Seiten: 4 Seite 2/4 das LITFILMS Literatur Film Festival Münster, das sich der Beziehung von Literatur und Film widmet und deutschlandweit das erste Filmfestival dieser Art ist. "unicato"-Moderator Markus Kavka spricht mit Filmschaffenden, die von ihrer autobiografisch gefärbten Beziehung zu Literatur und Film berichten: Mit dem in Dresden geborenen Filmemacher Paul Elia Zeißig sprechen wir über den animierten Dokumentarfilm "Es ist kälter geworden"- einem sehr persönlichen Film über die Sehnsucht seiner damals noch jungen Großeltern aus Eibenstock in Sachsen. Nachdem Frank zur NVA einberufen wurde, bleibt seine Frau mit der kleinen Tochter alleine zu Hause. Die "gestohlene" Familienzeit wurde über viele Monate in dutzenden Briefen festgehalten, welche die Grundlage des Films bilden. Diese Briefe sind Drehbuch und Zeitzeugnis zugleich, ergänzt durch Tagebucheinträge des Filmemachers. Wir treffen auf die Drehbuchautorin Lara Torp und die Animationskünstlerin Emilia Zieser, die über ihre gemeinsame Arbeit am Animationsfilm "Nicht du" erzählen, bei dem Lara den Text schrieb und Emilia die Bilder kreierte. Der Text, der aus einer selbstauferlegten Aufgabe entstand, über einen Monat lang jeden Tag einen Text zu verfassen, lag lange in Laras Schublade - bis die Pandemie kam. Sie sprechen mit uns über ihre Zusammenarbeit und Laras Sichtweise zu literarischen Unterschieden zwischen Roman und Drehbuch sowie den Einfluss von Filmen auf ihre Texte. Die Schriftstellerin und Drehbuchautorin Charlotte Krafft erklärt die Einflüsse von Märchen und Sagen auf ihre Texte, die sie in ihren Erzählwelten mit Sci-FiElementen kombiniert. Sie spricht über die Literaturströmung "The New Weird", einem Nicht-Genre zwischen Fantasy, Sci-Fi und Horror, und ordnet die Figuren aus "Die Spökenkiekerin und das Fräulein" dabei ein. Auch spricht sie über das historische Setting in der Mini-Serie "Haus Kummerveldt" und die Herangehensweise an das Schreiben eines Romans und eines Drehbuchs. Auf dem LITFILMS Literatur Film Festival Münster führen wir Kurzinterviews mit diesen Gesprächspartner:innen: Carsten Happe, Autor und Filmemacher, leitet das LITFILMS Literatur Film Festival Münster. Wir sprechen mit ihm über das Verhältnis von Literatur und Film, und warum die Festivallandschaft genau so ein Festival braucht. Christiaan Hümbs-Steinbeck ist Filmmacher mit deutsch-niederländischen Wurzeln. Sein Film "Die Bücherhüter" wird auf der LITFILMS Premiere feiern. Wir sprechen mit ihm über seinen Vater, den Protagonisten des Films, und über das Aufwachsen zwischen Büchern. Der Film "Das ist keine Figur, das ist Verrat" läuft im Kurzfilmprogramm auf der LITFILMS. Mit der Regisseurin Romina Küper sprechen wir im Anschluss an das Screening über die enge Beziehung zwischen Literatur und Film, welche die Grundlage für ihren Film liefert. Wir sprechen auch über Figurenvorlagen und Seite 3/4 Realität und über das Überwinden von Klassengrenzen im akademischen Kontext. Filme in der Sendung: "Nicht Du" von Lara Torp und Emilia Zieser (Animation, DE 2023, 5 min) Ich habe letztens einen gesehen, der so aussah wie Du. Mir wurde schnell klar, dass Du es nicht sein kannst, aber er bewegte sich wie Du. Fuhr sich durch die Haare wie Du. Und trug den gleichen Rucksack im gleichen schlechten Zustand. Also beschloss ich, deinem Nicht-Du ein bisschen zu folgen. "Die Spökenkiekerin und das Fräulein" von Mark Lorei (Spielfilm, DE 2023, 30 min) Irgendwo im Münsterland des 19. Jahrhunderts: Eine Schäferin und ortsbekannte Hellseherin – westfälisch "Spökenkiekerin" genannt – sorgt mit ihren scheinbar irrwitzigen Prophezeiungen für Aufruhr in der Dorfgemeinschaft. Insbesondere dem Bürgermeister sind die Weissagungen ein Dorn im Auge. Er beschließt, sie aus dem Dorf jagen zu lassen. Doch ein holdes Fräulein kommt der Schäferin mit ihren okkulten Kräften zu Hilfe. "Es ist kälter geworden" von Paul Elia Zeißig (AnimaDok, DE 2022, 8 min) Elia liest aus Briefen seiner Großeltern. Frank muss in der DDR zum Militärdienst. Täglich schreibt er nach Hause. Das junge Paar sucht Wege mit der Sehnsucht und Einsamkeit umzugehen, aber die Zeit in der Kaserne bleibt verlorene Lebenszeit. Als die Großmutter stirbt, suchen Frank und Elia neue Wege mit der Sehnsucht umzugehen. "Die Buchhüter" von Christiaan Hümbs-Steinbeck (Dokumentarfilm, DE 2024, 30 min) Eine dokumentarische Reise durch die faszinierende Welt der Antiquare, einer schrumpfenden Gemeinschaft von Menschen, die ihr Leben dem Sammeln und dem Erhalt alter Bücher gewidmet haben. Der Film begleitet drei Hauptfiguren – die Buchhändler Monika, Rainer und Christiaans Vater Helmut – und beleuchtet ihren Alltag, ihre Leidenschaft und die Herausforderungen, denen sie in einer sich schnell verändernden Welt gegenüberstehen. "Das ist keine Figur, das ist Verrat" von Romina Küper (Dramedy, DE 2024, 13 min) Die Friseurin Melanie fährt ihren Sohn Stefan, einen Jungautoren, zur ersten Lesung seines autobiographischen Debütromans "Der Salon". Während für Stefan die Fahrt zu einer Auseinandersetzung über Aufstiegsnarrative, das Verhältnis zu seiner Mutter und Klassenscham wird, wächst in Melanie ein drängendes Unbehagen: Wer ist ihr Sohn?